An die Mütter der Söhne dieser Generation

Alle guten Dinge sind fünf, wie der mittel-nord-westlich-Deutsche, der nach einer guten Begründung für einen fünften Teil einer Story sucht, so schön sagt.  Sodann:

Ein Dominoeffekt scheint sich so auszubreiten und unkonventionelle Dates, häufig wechselnde Internetbekanntschaften und die Suche nach etwas Interessantem, etwas, das man im bisherigen Leben verpasst haben könnte, wird zur ausfüllenden Wochenbeschäftigung. Die SMS als modernes Kommunikationsmittel und Aufhänger für anfängliche Kennenlern- Texte hat längst ausgedient. Viel zu nah und emotional erscheint uns hier schon die schnelle Verbindung, die sie durch einen knappen Text in den Händen des anderen aufbaut. Hinzu kommt die Tatsache, dass durch eine begrenzte Zeichensetzung die Message wohl überlegt sein sollte, was sowohl Sender, als auch Empfänger wissen. Diese Stufe eignet sich demnach besser für das fortgeschrittene Kennenlernen und kleine Botschaften, die technisch viel aufdringlicher sind, als es beispielsweise eine Nachricht im StduiVZ, bei Facebook oder bei anderen sozialen Netzwerken sein kann. Nebenbei bemerkt würde es sich in einer ruhigen Minute auch einmal anbieten, über das „sozial“ in den Netzwerken nachzudenken.

Wie dem auch sei, so sucht man heute den Schwarm, den Disko-Flirt oder Arbeitskollegen im world wide web und hinterlässt hier und da, bewusst oder unbewusst, seine Spuren in dessen Gedächtnis, um ganz freundlich, aber natürlich total zwanglos zu sagen: Hier bin ich, kennst du mich noch? Ich finde dich nett, aber um keinesfalls deine dir wohl verdiente Freiheit einzuschränken, sage ich dir das natürlich nicht direkt. Freiheiten einschränken ist nicht so mein Ding, weißt du. Dir Raum geben, um deinen eigenen Horizont mit der bruchstückhaften Bekanntschaft meiner Person zu erweitern, hingegen sehr. Also lass dir Zeit. Musst ja nicht gleich antworten. Mach es so, wie du glücklich bist. Ich bin auch glücklich so. Dein und mein Glück, das muss sich ja nicht gegenseitig einschränken, nicht?! Eine Schande wär das, wenn’s so wär.

Folglich checkt man seinen Posteingang auf jedem gottverdammten Account, den man sich im Laufe seines Single-Daseins angelegt hat, riskiert vielleicht doch noch einen Blick aufs Handy (mit der Frage, ob man nicht doch zu viel vom anderen erwartet, wenn man dies tut) und alles mit der verzweifelten Hoffnung auf eine winzige Antwort. Fällt diese recht schmal aus, freut man sich über jedes Wort, denkt darüber nach was mit den drei Punkten am Ende des Satzes jetzt gemeint sein könnte und frönt den erlernten Fähigkeiten als Hobbypsychologe. Fällt die Antwort hingegen recht lang aus, ist man umso dankbarer für den reichen Wortschwall, spürt das vermeintlich aufkommende Interesse des anderen und kann auch zukünftig knapper ausfallende Antworten oder nicht zufrieden stellende Textpassagen verzeihen. Man weiß ja jetzt, das ist nicht so einer. Der ist anders irgendwie.

– Fortsetzung folgt –

Um neue Beiträge per E-Mail zu erhalten, hier die E-Mail-Adresse eingeben.